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Nachruf für Batsheva Dagan

Veröffentlicht am: 31.01.2024

Batsheva Dagan ist am 25. Januar 2024 nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 98 Jahren in Israel gestorben.

Batsheva wurde als Izabella Rubinsztajn in Łódź geboren und war das zweitjüngste von insgesamt neun Kindern. Mit 17 Jahren floh sie mit falschen Papieren aus dem Ghetto in Radom nach Deutschland und leistete in Schwerin Zwangsarbeit, bis sie denunziert wurde. Es folgte eine Odyssee durch mehrere Gefängnisse. Batsheva wurde ins KZ Auschwitz deportiert, später nach Ravensbrück und Malchow verschleppt. Nach Kriegsende lebte sie zunächst in Belgien. In Brüssel lernte sie ihren späteren Ehemann Paul Kornweiz kennen. Beide heirateten in Israel. Das Paar nahm den Namen Dagan an.

Batsheva arbeitete als Psychologin und verfasste mehrere Bücher, auch für Kinder, in denen sie ihre Zeit unter dem NS-Regime schildert. Sie beherrschte sieben Sprachen: Jiddisch, Polnisch, Deutsch, Hebräisch, Englisch, Spanisch, Französisch und Russisch.

Batsheva besuchte auch mehrmals die Europaschule Rövershagen bzw. Jugendliche der AG „Kriegsgräber“ sprachen mit ihr in Israel. Bei diesen Treffen erzählte sie über ihre Shoah und forderte dazu auf, Fragen zu stellen, wie in einem ihrer Gedichte:

An die, die zögern zu fragen

Fragt heute,
denn heute ist das Gestern von morgen.
Fragt heute,
denn morgen entdeckt ihr plötzlich,
dass es schon zu spät ist.
Fragt heute,
denn heute gibt es noch Zeugen.
Fragt heute,
denn morgen wird es nur Literatur sein oder Auslegung.
Was fehlen wird, wenn das Morgen kommt,
ist Blickkontakt und Erwiderung,
eine Antwort auf jede Frage
in Worten oder Miene.
Fragt nochmals,
fragt immer wieder.
Jetzt ist es Zeit.
Gestern kehrt nicht wieder.

Unvergesslich in Erinnerung bleiben uns ihre Herzlichkeit, ihre Klugheit und ihr unermüdliches Wirken als Zeitzeugin.

Wir werden Batsheva sehr vermissen.

Batsheva Dagan († 25.01.2024)

Autor:in

Petra Klawitter

Petra Klawitter ist Lehrerin für Geschichte und Sport. Seit vielen Jahren leitet sie überaus erfolgreich die Projektgruppe "Kriegsgräber" an unserer Schule. Sie erhielt im Jahre 2015 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

p.klawitter@rsg-roev.de

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