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Mensch sein

Veröffentlicht am: 21.05.2025

Mitglieder der AG „Kriegsgräber“ engagieren sich im Projekt „Kind der Shoah“. Kürzlich trafen sie Eva Umlauf, die als kleines Kind Auschwitz überlebte.

Yochanan Ron Singer, ein weiteres „Kind der Shoah“, erzählte Schülern und Schülerinnen unserer Schule seine Geschichte.

Yochanan kam 1940 als Joachim Singer in Czernowitz zur Welt. Im November 1941 mussten er, seine Eltern und Großeltern Czernowitz verlassen. Sie wurden aus dem Ghetto nach Transnistrien deportiert. Wer nicht laufen und mithalten konnte, wurde erschossen. So erging es auch seinem 84jährigen Großvater Faibel und seiner Großmutter Scheindel. Nach mehreren hundert Kilometern, ohne ausreichende Nahrung und Ruhe, erreichten sie das Dorf Ladyzhyn am Westufer des Bugs. Dort fanden sie, zusammen mit anderen Deportierten, eine Ecke eines verlassenen Schweinestalls, ohne Fenster, ohne Toilette, ohne Wasser. 

Yochanans Vater David musste in einem Steinbruch Zwangsarbeit leisten, Mutter Gusta arbeitete auf den Feldern ukrainischer Bauern.

Am 6. März 1944 konnte Yochanan zusammen mit weiteren fast 2000 Kindern aus einem Waisenhaus in Transnistrien mit dem Zug nach Rumänien zurückgebracht werden. Seinen Eltern war es gelungen, ihn in diesen Transport zu schmuggeln.

Yochanan und auch seine Eltern überlebten die Shoah.

1947 verließen sie Rumänien. Mit dem Schiff „Pan York“ kamen sie zunächst nach Famagusta (Zypern), denn britische Truppe hatten sie festgesetzt. Fast ein Jahr harrten sie dort aus.

Erst im Mai 1948 kam die „Pan York“ endlich in Haifa, im neu gegründeten Staat Israel, an.
Hier änderte Joachim Singer seinen Namen. Ab sofort hieß er Yochanan Ron. Nach dem Abitur absolvierte er den Militärdienst, studierte an der Universität Tel Aviv Volkswirtschaft und Statistik und am Technion in Haifa Informatik.

Yochanan war viele Jahre der Präsident des Weltverbandes der Bukowiner Juden und Gründer der Initiative „Verlorene Kindheit“.

Als Zeitzeuge ist er in vielen Ländern unterwegs, um seine Geschichte zu erzählen. Als er nach „Widergutmachung“ gefragt wird, antwortet Yochanan: “Wiedergutmachung von sechs Millionen Morden an unschuldigen jüdischen Menschen, unter ihnen etwa 1,5 Millionen Kinder – kann es das überhaupt geben? Nein! Auch Rache wäre ein falscher Weg. Einfach Mensch sein, das ist meine Botschaft!“

Das Projekt wurde finanziell unterstützt von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, der Gemeinde Rövershagen und der AG „Kriegsgräber“.

Zeitzeuge Yochanan Ron Singer zu Gast an unserer Schule

Autorin

Petra Klawitter

Petra Klawitter ist Lehrerin für Geschichte und Sport. Seit vielen Jahren leitet sie überaus erfolgreich die Projektgruppe "Kriegsgräber" an unserer Schule. Sie erhielt im Jahre 2015 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.

p.klawitter@rsg-roev.de

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