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Besuch im Stasi-Gefängnis: Was verbirgt sich hinter der Fassade?

Veröffentlicht am: 19.06.2023

Wir als Klasse 10A waren am 6.6.2023 in der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt der Stasi in Rostock. Heute werden die Räumlichkeiten des Gefängnisses als Stasi-Gedenkstätte genutzt.

Wir wurden von der Gedenkstättenleiterin Frau Gratopp in Empfang genommen. Zuerst haben wir zusammengetragen, was wir als Klasse über die DDR und der Stasi wussten.

Nach der Gruppeneinteilung haben wir gemeinsam Aufgaben bearbeitet, die uns halfen zu verstehen, wie der Alltag der Untersuchungshäftlinge war. Während des Zusammentragens der Ergebnisse sind wir durch das Stasi-Gefängnis gelaufen, um zu sehen, wie alles war. Wir waren zuerst beim GTW. In dem Auto wurden die Häftlinge transportiert. Es war dunkel und eng. Zu dem verlor man die Orientierung, da derjenige nichts sah und sie nicht wussten, wo sie hingefahren werden. Daraufhin sind wir zu den Zellen gekommen, wo die Häftlinge als erstes untergebracht wurden. Wir haben erfahren, dass sie alles an dem Punkt abgeben mussten und nur selten wieder bekommen haben.

Danach waren wir im Freihof. Dort waren im Grunde genommen Zellen, die im Freien waren. Über dem Freihof waren netzte und ein schmaler Gang, für den Wächter. Die Zellen im Freihof waren wie ein Käfig. Dadurch wurde der Freihof auch als Tigerkäfig bezeichnet, da die Häftlinge wie Tiger im Kreis gelaufen sind, um sich überhaupt bewegen zu können. Ein Häftling hat zur Weihnachtszeit „Frohe Weihnachten“ an die Wand des Freihofes gemalt. Unsere Vermutung war es, dass der darauffolgende Häftling sich sehr gefreut hat und es ein selten positives Gefühl entstand. Ein Gefühl des Nicht-Alleinseins.

Wir waren dann bei den Zellen, wo die Häftlinge untergebracht wurden. In den Zellen gab es nicht viel, ein Bett ein Tisch mit Stühlen und eine Toilette mit Waschbecken. Ein Fenster gab es, jedoch konnte man diese nicht öffnen und man konnte auch nicht hindurchschauen. Zudem konnte die Wärme und das Licht nur von den Wärtern betätigt werden. Dies führte zu einer psychischen Kontrolle. Außerdem durften die Häftlinge nur einmal pro Woche duschen und auch das Wasser wurde von den Wärtern betätigt. Die duschen befanden sich im zweiten Obergeschoss. Zuletzt sind wir in die Dunkelzellen gegangen. Dort war ein sehr bedrückendes Gefühl, da es dunkel, kalt und eng war. In den Zellen war nichts.
Somit waren wir einmal durch die Gedenkstätte gelaufen und wir haben dabei viel erfahren.

Nach dem Mittag, was wir nach der Führung hatten, ging es dann nochmal weiter. Wir waren wieder in Gruppen und haben uns Stasi-Akten zu bestimmten Personen angeguckt und am Ende zusammengetragen. In den Stasi-Akten ging es um zwei Wachmänner, einen Jugendlichen im Alter von16 Jahren und um eine Person, die zu den Punks gehört hat. Der Workshop rundete unseren lehrreichen Besuch in der Gedenkstätte ab.

Für mich waren einige Sachen sehr interessant. Zum einen die psychische Belastung der Häftlinge. Sie standen oft unter Schlafmangel oder wurden nicht jeden Tag in den Freihof gelassen bzw. wurden sie beim Duschen beobachtet. Meistens konnten die Insassen den Duschgang nicht vollständig beenden, da die Wärter einfach das Wasser ausgeschaltet haben. Die Wärter übten psychischen Druck aus, um gewisse Antworten zu bekommen. Aber auch, weil man körperliche Schäden sehen würde. Die Stasi hat alles dafür gegeben, dass die Bevölkerung nicht weiß, dass es in Rostock eine Untersuchungshaftanstalt gab bzw. wo diese war. Nachdem die Häftlinge entlassen wurden, mussten sie einen Vertrag unterschreiben, demnach sie niemanden sagen durften, wo sie waren und was im Stasi-Gefängnis gemacht wurde. Der letzte Punkt, der für mich interessant war, war der Grund, warum sie verhaftet wurden. Einmal durch einen geplanten Fluchtversuch, der gescheitert ist. Oder aber auch durch kritische Äußerung über den Staat, die DDR. Zum Bsp. durch die Aussage, dass sie sich mehr Freiheit wünschten. Das waren ein paar interessante Fakten, die ich aus dem Tag mitgenommen habe.

Des Weiteren würde ich es den folgenden Klassenstufen empfehlen, diesen Tag auch erleben zu können. Durch eigenständiges Arbeiten und das Zusammentragen erfährt man sehr viel. Der Tag wurde sehr interessant gestaltet und es war eine andere Arbeit als in der Schule, was für mehr Aufmerksamkeit gesorgt hat. Ich finde man konnte sich somit einen Tag als Häftling besser vorstellen.

(geschrieben von Paula Hörnig)

 

Begleiter

Jacob Dressler

Jacob Dressler ist Lehrer an unserer Schule und unterrichtet die Fächer Geschichte und Sport. Er begleitet unsere Schüler:innen bei zahlreichen sportlichen Wettkämpfen.

j.dressler@rsg-roev.de

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